Durch Informationsverarbeitung zur persönlichen Kompetenz
Information, ein sehr komplexer Begriff, mit dem sehr oft die Frage nach der Richtigkeit oder nach der Wahrheit verbunden ist.
Wir leben in einer Gesellschaft, einer Epoche, in der Information bewusst und gewollt manipuliert wird, zB um Kriege im voraus zu rechtfertigen, um Kriege zu beginnen. Politik, Wissenschaft und Wirtschaft bedienen sich dieser Gepflogenheit mit einer Selbstverständlichkeit, die einem normal denkenden Bürger in keiner Art und Weise mehr verständlich sein kann.
Ich möchte nur wenige, aber gravierende Beispiele nennen um zu zeigen, dass diese sehr massiven Anschuldigungen nicht einfach aus der Luft gegriffen sind.
In politischer Hinsicht muss ich ein Phänomen erwähnen, das sich in Demokratien in den letzten Jahren angesiedelt hat. Ich rede hier von Wahlmanipulation oder Wahlbetrug. Kleinere Fälle auf Gemeindeebene - da wo die Kultur der Politik eigentlich wachsen sollte - werden von der Allgemeinheit als Kavaliersdelikte wahrgenommen. Was sich daraus entwickeln kann: Der grösste bekannte Fall ist wohl die Präsidentschaftswahl 2000 in den USA mit den Kontrahenten George W. Bush / Al Gore.
Was sich Grossbritannien und die USA an Falschinformationen der Öffentlichkeit anlässlich der Kriege gegen den Irak leisteten, gilt nach Ansicht eines Völkerrechtsexperten als Betrug.
Auf wissenschaftlicher Ebene vergeht kein Monat, ohne dass nicht ein neues Plagiat bekannt wird, in dem Wissenschaftler Dissertationen kopieren oder Entdeckungen von anderen als die eigenen Arbeiten ausgeben. Einer der ältesten dokumentierten Betrugsfälle der Neuzeit ist die Erfindung der Elektrizität mit den Kontrahenten Thomas Edison / Nicola Teslar.
Ein sehr grosser Fall von wissenschaftlicher Informationsmanipulation ist das Thema Impfen, wobei gesagt werden muss, dass hier die auslösenden Faktoren in den Milliardengewinnen der Pharma-Industrie zu suchen sind. Es mutet in diesem Zusammenhang merkwürdig an, dass der Pharmagigant Novartis einen Professorenstuhl an der Universität Bern als Sponsor voll finanziert. Speziell wenn man die Nähe und die Verflechtungen der Uni Bern mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern berücksichtigt. Es wäre wohl kaum mehr ein Zufall, wenn der Inhaber dieses Professorenstuhls eines Tages in führender Funktion des BAG fungieren würde.
Was sich an wirtschaftlichen Katastrophen in den letzten Jahren abgespielt hat, lässt sich nur noch als organisierte Kriminalität auf höchster Ebene bezeichnen.
Enron, WorldCom, Leo Kirch, Swissair, AOL Time Warner, United Airlines, Xerox, Meryll Lynch, um nur einige der ganz grossen Skandale zu nennen. Das politisch gesteuerte Spiel mit den UMTS-Lizenzen, das beinahe alle europäischen Telecomriesen zu Milliardenverlusten brachte. Die Gier der Politiker war in diesem Fall einmal sogar gigantischer als die wohl sprichwörtliche Abzockerei von Wirtschaftsführern wie Percy Barnevik und Göran Lindahl von ABB u.a. Und dies alles, wirklich alles landet schlussendlich auf dem Rücken der Konsumenten und Steuerzahler. Ich erwähne diese Informationen lediglich um aufzuzeigen, in welchem Rahmen wir uns heute bewegen.
Eine interessante, schwer verständliche und nicht ganz ungefährliche Erscheinung, scheint das blinde Vertrauen von vielen Menschen in das gedruckte Wort zu sein. Was gedruckt ist, muss wahr sein. Gerade in der heutigen extrem hoch technologisierten Welt, in der es möglich ist, jedes erdenkliche Informationsmedium welcher Art auch immer zu verändern, müssen Informationen unter neuen Aspekten betrachtet und verarbeitet werden. Ganz speziell auch vom einzelnen Menschen, von Ihnen.
Meiner Ansicht nach müssen Erst- und Einmalinformationen generell wertfrei angenommen und in erster Linie einmal in Frage gestellt werden. Ist der Inhalt wichtig oder es wert weiter verfolgt oder bearbeitet zu werden, sollten unbedingt zusätzliche Informationen beigebracht werden. Hier ist unerlässlich darauf zu achten, dass die zusätzlichen Informationen nicht auf der gleichen Quelle beruhen wie die Erstinformation.
Ein Beispiel: Nicht nur in grauer Vorzeit sind Fälle bekannt in denen lebende - aber eben scheintote - Menschen begraben wurden, weil sie als tot identifiziert wurden. Dieses »Versehen« passiert heute noch öfters als man es sicht vorstellt In solchen Fällen, wo es um lebenswichtige Entscheidungen geht, muss in jedem Fall die Informationstiefe erweitert werden. Wissen ist Macht, weiss man seit Urzeiten. Heute sollte jeder sich bewusst werden, dass Wissen und Informationen als Waffen eingesetzt werden und der Umgang damit deshalb mit der notwendigen Vorsicht erfolgen sollte.
Informationstiefe
Wie ist nun der Begriff Informationstiefe zu verstehen und wie kann ich mit der Überflutung und Masslosigkeit von Informationen umgehen und mir meine eigene Informationsphilosophie aufbauen?
Alvin Toffler schrieb schon 1973 in seinem Buch »Future Shock« (Der Zukunftsschock) in beinahe hellsichtiger Weise über die immer rascher aufeinander folgenden Informationen und Veränderungen und deren Auswirkungen; vom Anpassungsvermögen des Einzelnen und der Gesellschaft an die Zukunft und vom Schock, den der Unvorbereitete erleidet, wenn diese Zukunft Gegenwart wird. Diese Zukunft ist heute Gegenwart und die Wartezimmer von Ärzten und Psychologen legen ein Zeugnis ab über den Zustand von Menschen, die mit der Überforderung nicht mehr umgehen können. Psychopharmaka und andere menschenunwürdige Lösungen sind unsere Antwort. Eine eigene Informationsphilosophie ist demzufolge kein Luxus sondern Überlebensstrategie. Schreiten wir zur praktischen Anwendung.
Ich habe mich entschlossen mit sechs Informationsebenen zu arbeiten. Ich wende diese gleichermassen in beruflichen, schulischen und persönlichen Belangen an. Hier die Übersicht:
Ebene
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Wissensstand
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Quellen
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Nutzbar als
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1
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Quickinfo
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Tagesmedien, Aktualitäten, Mundpropaganda
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Entscheidungsgrundlage
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2
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Information
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Allgemeine Periodika und Lexika
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Meinungsbildung
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3
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Fachinformation
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Fachliteratur, Fachsendungen, Fachkurse
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Wissensbildung
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4
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Fachwissen
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Material auf Fach-/Hochschulebene
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Wissensvermittlung
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5
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Fachkompetenz
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Eigenes Studium mit Praxisanwendung
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Anwendung
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6
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Kompetenzträger
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Austausch mit kompetenten Fachpersonen
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Lehrwissen
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Tabelle 1
Beginnen wir mit Ebene 1. Wahrscheinlich bei vielen Menschen bereits die Schlüsselebene. Warum? In Sekundenbruchteilen sollte hier eine Entscheidung fallen, ob eine von zigtausend Informationen für mich wichtig ist zu reagieren und/oder diese weiter zu verfolgen.
Wenn es die Ampel vor mir ist, die von grün auf gelb schaltet ist Reaktion angezeigt. Für viele Verkehrsteilnehmer ist es in dieser Situation bereits ein Unterschied ob sie als Fussgänger, Velofahrer, Autofahrer, Feuerwehrmann u.a. unterwegs sind. Bei »falscher« Reaktion kann Fatales die Folge sein.
Welches sind die für mich wichtigen Informationen? Diese Frage lässt viele verzweifeln, hauptsächlich weil keiner die vermeintlich notwendige Zeit hat um »richtig« zu entscheiden. Vermutlich wissen Sie es schon, ich wiederhole es trotzdem gerne noch einmal, weil auch ich dieser Tatsache hin und wieder zu wenig gerecht werde: Es gibt keine Entscheidung, die zu 100% richtig oder falsch ist (ausser für den Computer und deshalb passieren so viele Computerfehler!).
Natürlich tönt dies jetzt merkwürdig, wenn ich mit einem Fliegenpilz in der Hand da stehe und mir die Frage stelle ob ich mich für oder gegen den Genuss dieses so schön anzusehenden, aber lebens-gefährlichen Kerls entscheiden soll. Ich erzähle Ihnen aber gerne eine realistischere Geschichte. Ein besonnener, liebenswerter Mensch, der eine Woche lang auswärts gearbeitet hat und aus ökologischen und ökonomischen Überlegungen auswärts übernachtet hat, fährt am Freitagnachmittag nach einer erfolgreichen Arbeitswoche zufrieden und ohne Stress mit seinem Kleinwagen auf der Autobahn nach Hause. Dank angepasster Geschwindigkeit kann er bei einem Stau rechtzeitig bremsen und anhalten. Der nachfolgende Fahrer kann dies nicht. Der Unfall führt zu einem Schleudertrauma welches diesen Mann zum lebenslänglich Invaliden macht. Schicksal? Richtig oder falsch reagiert?
Im nachhinein scheint es einfach zu erklären, dass dieser Mann den Verkehrsregeln entsprechend richtig reagiert hat, seinen persönlichen Interessen, sprich seiner Gesundheit entsprechend falsch entschieden hat. Sie werden bei unzähligen Vorabinformationen entscheiden müssen, dass Sie diese Information nicht weiter verfolgen wollen und können deshalb auch gleich die Erstinformation vergessen, da Sie nichts über deren Richtigkeit wissen. Nach dem (ersten) Golfkrieg mit all seinen Falschinformationen und Manipulationen durch die kriegsführende USA habe ich mich entschieden, den Lügen des (zweiten) Krieges gegen Sadam Hussein keine Zeit und Energie mehr zu widmen und ich bilde mir ein, dass dies mir keinen grossen Schaden zugefügt hat.
Wenn Sie sich nun aufgrund einer Quickinfo für die Ebene 2 entschieden haben, so gilt auch hier noch das Prinzip der raschen, zeitsparenden Informationsbeschaffung zur Meinungsbildung. In diesem Zusammenhang erscheint mir das Internet als das absolut perfekte Arbeitsinstrument.
Seit Jahren habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, immer und überall, sei es im privaten oder öffentlichen Verkehrsmittel, bei Kursen und Sitzungen, auf dem Rad oder vor dem TV, ein Stift und ein auch nur winziges Blatt Papier, dabei zu haben um mir Homepages oder Suchbegriffe zu notieren. Wenn ich mal die Tagesschau im TV anschaue und ein Thema meine Ebene1 überspringt, sitze ich Minuten später vor dem PC um mir die Informationsebene 2 zu beschaffen.
Oft ist dann ein Thema nach weiteren 5-10 Minuten Zeitinvestition zu Ende, d.h. ich habe mir eine rudimentäre Meinung gebildet und möchte zu diesem Thema keine weiteren Informationen.
Ab Ebene 3 heisst es dann arbeiten und zu diesem Zeitpunkt kommt auch das Kriterium Qualität zur Anwendung. Hier möchte ich Wissen erhalten, Wissen schaffen. Deshalb soll man hier Zeit investieren, evaluieren und sich um die Zuverlässigkeit der Informationen Gedanken machen. Scheuen Sie sich auch nicht, mehrere Quellen zu öffnen. Auch widersprüchliche Informationen zu bearbeiten, Widersprüche schliessen sich nicht zum vornherein aus. Arbeit soll Spass machen, so wie es mir Spass macht, diese Diplomarbeit wachsen und gedeihen zu sehen. Ebene 4 kann eine Erweiterung zur vorhergehenden Ebene sein, vielleicht können Sie auf diese verzichten.
Die Anwendungsebene 5 oder das Erlangen der Fachkompetenz ist wiederum mit Arbeit und Investition von Zeit, oft auch materieller Art, verbunden, bringt aber immer Erfolgserlebnisse, Motivation und Sicherheit. Nicht nur im Sinne von Fachkompetenz sondern in der Gewissheit, grössere Ziele über mehrere Stationen erreichen zu können. Also auch Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.
Es gehört sicher zum Entwicklungsprozess jedes Einzelnen, sich Ziele in dieser Grössenordnung zu setzen und daran zu arbeiten. Ein akademisches Studium kann sicher diesen Zweck erfüllen, eine Garantie bildet es nicht. Es gibt auch alternative Wege zur Erlangung dieser Fachkompetenz.
Kompetenzträger zu werden (Ebene 6) beinhaltet dann bereits eine Portion Lebenserfahrung aber auch Lebenskunst. Erfahrungen zu machen, weiter zu lernen, sich auszutauschen und so anderen die Möglichkeit bieten sich zu entwickeln: Ein schönes Ziel.
Und schlussendlich auch eine lohnende Philosophie: Mit Informationen leben zu können, sich ihrer zu bedienen und so den kontinuierlichen Lernprozess aufrecht zu erhalten.
Auszug aus "Einige Gedanken zur Naturheilkunde" Hunter Verlag, Zürich 2001
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