Trinkwasser
Grundsätzlich lassen sich drei Arten von in Flaschen abgefüllt verkauftem Trinkwasser unterschieden: Mineralwasser, Quellewasser und Tafelwasser.
In der Europäischen Union ist Natürlisches Mineralwasser nach strengen Kriterien definiert. Dieses ist genusstaugliches stilles oder mit Kohlenstoff angereicheres Grundwasser, das gegen Verschmutzung geschützt ist, und durch einen konstanten Anteil von Mineralien und Spurenelementen charakterisiert wird. Dieses Wasser darf weder behandelt noch dürfen andere externe Elemente (z.B. Geschmack) hinzugefügt werden. Die Mengen verfügbaren Mineralwassers werden durch die einzelnen Quellen begrenzt. Mineralwasser wird normalerweise nicht als Alternative zum Leitungswasser vermarktet, sondern für seine Reinheit und seine gesundheitstärkenden Eigenschaften.
Quellwasser darf ebenfalls nicht behandelt werden, muss aber keine konstanten mineralischen Anteile besitzen. Wasser verschiedener Quellen kann dabei unter dem gleichen Label verkauft werden.
Oberflächen-, Grund- oder Leitungswasser kann durch Behandlung/ Filterung als Tafelwasser verkauft werden. Hauptunterschied zum Leitungswasser liegen in der Verteilung (in Flaschen) sowie im Preis.
Das Hauptwachstum im Verkauf von "Flaschen-Wasser" in den letzten Jahren liegt im Bereich des Tafelwassers. Wenngleich jede Wasserentnahme einen Eingriff in die Natur bedeutet, entsteht durch die Verarbeitung von Wasser zu Tafelwasser die größte Gefahr und Beeinträchtigung für die betroffenen Ökosysteme, ständig verschärft durch den weiterhin steigenden Konsum. Auf diese Weise untergräbt der Bedarf und Verkauf von abgefülltem Wasser zunehmend den Bedarf an einem adäquaten Ökosystemmanagment, dessen es zum Schutz der Ressourcen für alle Arten von Wasserversorgung bedarf.
In Flaschen abgefülltes (behandeltes) Wasser kann in der Gesellschaft eine besondere legitime Rolle spielen, insbesondere in Notsituationen oder temporär, als kalorienarme Alternative zu Softdrinks, oder für medizinische Zwecke in Bezug auf Mineralwasser. Abgefülltes, verarbeitetes Wasser ist keine realistische, noch kosten-effektive, noch ein nachhaltiger Ersatz für kommunale Leitungswasserversorgung.
Jeder Mensch muss täglich trinken. Dieses grundsätzliche menschliche Bedürfnis wurde von den Vereinten Nationen als Grundrecht anerkannt. Aber noch immer haben über 1 Millarde Menschen in Entwicklungsländern keinen adäquaten Zugang zu sicherem Wasser. Hersteller von abgefülltem Wasser, insbesondere von "behandeltem" Wasser, haben schnell auf diese Chance reagiert und von der öffentlichen Betroffenheit zu Gesundheit und Leitungswasserqualität profitiert. Noch vor 10 Jahren war der Abverkauf von Wasserflaschen relativ gering, heute liegt der Abverkauf bei ca. 100 Mrd. Litern pro Jahr bei Verkaufspreisen um $ 22 Mrd. Das gewaltige Wachstum von Wasserflaschen ist nicht allein auf die industrialisierte Welt beschränkt. In Indien wird das Wachstum auf 30-50% pro Jahr geschätzt, in China, hatte eine Marke einen Umsatz von über $375 Mio.
Somit muss man die Gefahren nach den einzelnen Regionen getrennt betrachten. Der Verkauf von abgefülltem Wasser steigert in Entwicklungsländern in keinster Weise die Versorgung der Bevölkerung und bleibt zudem einer bestimmten Gesellschaftsschicht vorenthalten, die sich die Verkaufspreise nicht leisten können. Das Ziel muss hier ganz deutlich ein kommunales Wasserversorgungsnetz sein, mit Trinkwasserqualität für alle Bevölkerungsteile.
Das Ziel und der Zweck des Konsums von abgefülltem Wasser sollte deshalb immer hinterfragt werden. Mineralwasser und Quellwasser lassen sich nicht gleichsetzen mit dem zunehmend vermarkteten behandelten Wasser. Langfristig ist es wichtig die Verfügbarkeit von qualitativ sicherem Leitungswasser für alle zu sichern und entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt sowie Investionen in entsprechende Infrastrukturen die diesem gerecht werden zu treffen.
dorothea.august@wwf.de
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