Wie Beamte im Netz nach Steuersündern suchen
Steuerfahnder verschiedener Länder suchen gezielt im Internet nach Informationen über die Finanzkraft ihrer Bürger. Vor allem der boomende Onlinehandel ist im Visier der deutschen Behörden. Die italienischen Steuerfahnder recherchieren im Netzwerk Facebook nach Auskünften über Vermögensverhältnisse. Auch in der Schweiz stöbern die Steuerbehörden im Netz.
Der deutsche Fiskus überwacht die Schnäppchenjagd im Internet systematisch. Bereits seit einigen Jahren benutzen die deutschen Fahnder bei der Suche nach Steuersündern im Internet spezielle Software.
Silke Bruns, die Pressesprecherin des deutschen Bundesfinanzministeriums, erklärt bei «heute.de», sie benützten eine Suchmaschine, die automatisch Internetseiten nach unternehmerischen Tätigkeiten absuche.
30'000 Euro bei Internetauktionen
So lassen sich auch kleine Anbieter bei eBay & Co. systematisch überwachen. Wer also in Deutschland im Internet über einen längeren Zeitraum regelmässig Waren verkauft, bewegt sich rechtlich auf dünnem Eis. Denn die Übergänge zwischen privaten und gewerblichen Verkäufern sind bei Internetauktionshäusern fliessend. Kürzlich sorgte ein Fall eines Ehepaars für Furore, das bei Ebay mit dem Verkauf ihrer Antiquitätensammlung 30‘000 Euro pro Jahr umsetzten. Die Steuerfahndung ist auf sie aufmerksam geworden und das Paar musste nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung Steuern nachzahlen.
Ferienfotos auf Facebook
In Italien geht man sogar noch einen Schritt weiter auf der Suche nach Steuerhinterziehern. In Sozialen Netzwerken wie Facebook wollen die Fahnder Ungereimtheiten zwischen Lebensstil und Steuererklärungen von Verdächtigen aufdecken. «Wir nutzen jede Möglichkeit, um Informationen über Einkünfte im Internet zu erhalten, sei es nun via Facebook oder anderer Netzwerke». Um Informationen über das tatsächliche Einkommen zu erlangen, wird jedes Instrument genutzt, sei es nun via Facebook oder anderer Netzwerke», zitiert «La Repubblica» den stellvertretenden Chef der italienischen Steuerverwaltung Marco di Capua.
Recherche nach Verdacht
Eine systematische Fahndung nach deutschem oder italienischem Vorbild wäre in der Schweiz nicht vorstellbar. Doch ein Sprecher der Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) sagt zu «tageschau.sf.tv» auf Anfrage: «Unsere Inspektoren gehen ebenfalls Hinweisen im Internet nach und nutzen öffentlich zugängliche Informationen.» Weitere Details zu Recherchen im Netz gibt die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) nicht bekannt. Auch die kantonalen Steuerbehörden benutzen das Internet zur Informationsbeschaffung. «Bei Unklarheiten nutzen auch wir die gängigen Internetplattformen, um allenfalls Unterlagen über Personen und Unternehmen zu erhalten.» (Steuerverwaltung des Kantons Bern)
Lebensgrundlage Internethandel
Bezüglich des wachsenden Internethandels bildet die Schweiz keine Ausnahme. Das grösste Schweizer Internetauktionshaus «ricardo.ch» erzielt jedes Jahr zehn Prozent mehr Transaktionen.
Und immer mehr Personen verdienen ihren Lebensunterhalt oder zumindest einen Zustupf als Anbieter von Produkten bei Auktionen im Internet. Dies blieb auch den heimischen Steuerfahndern nicht verborgen. Deshalb arbeitet die Schweizerische Steuerkonferenz momentan einen Bericht zur Besteuerung von Online-Auktionen aus.
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